Das Wirtshaussterben geht weiter – Traditionsgasthaus Koller sperrt zu – Heinz Schmiedbauer geht nach 26 Jahren in Rente

Von Josef Heisl

Straßkirchen  „Am 31. Dezember ist Schluss“, das hörte man immer wieder von Heinz Schmiedbauer, wenn er zur Zukunft des Gasthauses Koller gefragt wurde.  Und wirklich, mit der Christbaumversteigerung des Sportvereins DJK Straßkirchen beendete der gebürtige Steirer aus Graz  an Silvester seine Karriere als ein recht beliebter Dorfwirt von Straßkirchen. Damit ist dann nach dem Gutsbräu bereits das zweite Lokal in Straßkirchen zu, übrig bleibt jetzt nur noch das Gasthaus Girmindl.

Vor 26 Jahren hat alles begonnen, erzählte der Heinz, wie er von allen nur kurz genannt wird, in trauter Runde mit den DJK Verantwortlichen. „Am 1. Februar 1997 habe ich das Wirtshaus übernommen, genau am Tag, nachdem mein Vorgänger ausgezogen war, da musste ich noch kräftig improvisieren“, erzählt der Wirt aus Leidenschaft. Doch er verließ sich von Anfang an auf den Sportverein, dessen Vereinslokal das Gasthaus Koller war. Und der Verein stand immer fest zum Kollerwirt, trotz mancher Abwerbeversuche anderer Wirte. Wenn man heute die Insider fragt, dann erfährt man, dass das Wirtshaus Höhen und Tiefen durchgemacht hat. Dabei war das ein Haus mit Tradition, ja mit Geschichte.

„In Straßkirchen befand sich ja eine der größten Brauereien der Region“, weiß Fritz Wagner. Da war zu der Zeit der mächtige Bau natürlich schon ein Wirtshaus, teilweise unterkellert wie auch das gesamte Ortszentrum. „Das sind die Lagerkeller gewesen, in denen immer eine kühle Temperatur herrschte“, ergänzt Marco Angerer, 2. Vorstand des Sportvereins. Eigentümer war Alois Koller sen., der aber als Wirt später aufhörte. Dann kamen mehrere Pächter bis Gerti und Robert Wagner anpackten. Die Beiden waren beliebt und sie konnten auch mit den Gästen, vor allem den Sportlern, waren doch ihre Söhne auch talentierte Fußballer.

Neun Jahre dauerte diese Partnerschaft,  dann hörten die Beiden auf. Es folgten wieder Jahre, in denen nur so dahin gewirtschaftet wurde, ohne den Willen, einmal Kontinuität hinein zu bringen. Bis der Heinz kam. Zu Beginn noch misstrauisch beäugt als ein Österreicher aus der Steiermark, wuchs man schließlich zusammen. Heinz Schmiedbauer war großzügig, sponserte die Sportjugend, ob auf dem Fußballplatz oder bei den Schützen.

So ging es aufwärts mit dem Kollerwirt und er wurde schnell wieder ein Wirtshaus, in dem sich das Dorfleben buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre abspielte. Taufen, Hochzeiten, Faschingsbälle, Starkbierfeste aber auch der Leichentrunk, die Totensuppe, gehörten dazu. „Da gäbe es schon Geschichten zu erzählen“, meint der Ex-Vorstand des Sportvereins Sepp Barth und blickt vielsagend auf Sporturgestein Rudi Schichl, der als Schatzmeister der DJK schon am längsten dabei ist und vieles erlebt hat. Aber der Kavalier schweigt!

Im Jahr 2005 nahm die DJK das neue Vereinsheim in Betrieb. „Da war der Heinz sauer“, erinnert sich Vorstand Thomas Grubmüller. Der habe nämlich vermutet, dass sich die Sportler dann nur mehr im Vereinsheim aufhalten würden und nimmer zu ihm rauf kämen. Doch es kam anders und die Sportler blieben ihrem Vereinswirt treu.

Der Sportverein hatte beim Kollerwirt ein gemütliches Zuhause und selbst der Frauenbund fühlte sich im Kollersaal wohl.  Auch Feuerwehr und Braunschützen kehrten regelmäßig ein. „Wir haben auch alle Vorstandssitzungen und die Generalversammlungen hier abgehalten“,  ergänzt Rudi Schichl. Was undenkbar erschien, Heinz Schmiedbauer erlebte sogar vier DJK Vorstände in ihrer Amtszeit. „Mit rund 120 Sitzplätzen im Saal und über 40 in der Gaststube hatten eigentlich immer alle Gäste Platz, auch wenn’s manchmal eng wurde“, meint der Heinz. In der Gaststube spielte sich ein Teil des Dorflebens ab, da gab‘s den Jagerstammtisch, die verschiedenen Schafkopfrunden, den Bundesligastammtisch und den FC Bayern Stammtisch, der natürlich immer beisammen war, wenn die Bayern spielten. Da lief dann der Fernseher und es wurde gefachsimpelt, so als wenn jeder der Trainer wäre.

Dass die Stimmung gut war, zeigte sich auch dadurch, dass die Bedienungen nicht ständig wechselten, sondern stets kontinuierlich über viele Jahre servierten. Der Heinz lernte auf diesem Weg sogar seine Christine kennen, die er 2001 heiratete. Auch das, was sie an Essen unter die Leut‘ brachten konnte sich sehen lassen. Der Heinz, der gerne selber kochte, war berühmt für seine riesigen Schnitzel, seine deftigen Reindlessen, das Rehragout und besonders das süße Bayerisch Kraut.

Nachdem immer wieder auch telefonisch Bestellungen eingingen, bot der Wirt schließlich ganz offiziell ein Catering an. Das entwickelte sich zum Schlager bei Familien- oder Vereinsfeiern. Jeder wusste, wenn der Wärmebehälter geöffnet wird, dann gibt‘s Köstliches und der Heinz zeigte sich auch stets sehr großzügig wenn es um‘s Bemessen der Größen von Knödeln, Braten oder Schnitzeln ging.

Doch dann wurde im vorigen Jahr 2021 von Alois Koller jun. das Haus verkauft. Der neue Eigentümer renovierte und ist dabei, Wohnungen zu schaffen. Da passte ein Wirtshaus nicht mehr rein. Damit es wenigstens noch kurz weiter ging, musste sogar der Eingang direkt ohne Flur in die Gaststube verlegt werden. 

Jetzt ist Heinz Schmiedbauer 65 Jahre alt. Er hätte zwar noch weitermachen können, doch ein Wirtshaus in einem Wohnhaus, das tue nicht gut, meint der erfahrene  Wirt. „Wenn‘s zu laut wird, dann hätte ich nur Probleme, deshalb ist jetzt Schluss“, stellt er konsequent fest. Und das verstehen auch alle, wenn sie’s auch sehr bedauern. Zumindest die DJK’ler wünschen ihm alles Gute im Ruhestand, den er an seinem Wohnort Hutthurm genießen will. Der Sportverein  dürfte wohl  mit dem Vereinslokal  ins einzig verbleibende Gasthaus Girmindl umziehen.

Bild: Das Gasthaus Koller ist Geschichte. (Fotos Heisl)
Bild: Heinz (2.v.re.)und Christine Schmidbauer luden zum letzten Bierchen die DJK Runde, v.li. Rudi Schichl, Sepp Barth, Thomas Grubmüller, Fritz Wagner und Marco Angerer.
Bild: Der Saal wurde zum letzten Gefecht vorbereitet, der Christbaumversteigerung der DJK, zu der noch einmal ein volles Haus erwartet wurde.